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"gute aussichten - mustererkennung" Plakat mit einem Motiv aus Shigeru Takatos "Television Studios"
Der Autor William Gibson, 2008, im Gespräch, bei dem wir uns freundlicherweise den Titel borgten
Georg Brückmann "in situ"
Claudia Christoffel "Rolling Black Out"
Philipp Goldbach "Tafelbilder"
Sonja Kälberer "bel composto"
Tamara Lorenz "Axiome"
Reza Nadji "Innenstadt"
Thomas Neumann "Unbuilt City"
Sarah Strassmann "Opposite"
Shigeru Takato "Television Studios"
Nicolas Wollnik "Constructures"
Franziska Zacharias "le noir familier"
Die Kuratorin: Dr. Wibke von Bonin

gute aussichten - mustererkennung: Vom 17.8. - 14.10.2012 im Museum für Angewandte Kunst in Köln

Die Themenausstellung "gute aussichten - mustererkennung" kuratiert von der Kunsthistorikerin und Kulturjournalistin Dr. Wibke von Bonin in enger Zusammenarbeit mit dem Museum für Angewandte Kunst, MAKK, Köln, präsentiert 12 ausgewählte fotografische Positionen junger "gute aussichten" - Preisträger der Jahre 2004 bis 2011.

"Wir haben keine Zukunft, weil unsere Gegenwart so flüchtig ist. Wir haben nur ... den Spin des momentanen Szenarios. Mustererkennung." William Gibson, Mustererkennung // Pattern recognition, 2003 

 

Die Themen-Ausstellung "gute aussichten_mustererkennung" ist bis zum Sonntag, 14. Oktober 2012 im MAAK, Köln zu Gast. Die Einladungskarte, der Flyer und das Plakat zur Ausstellung stehen am Ende dieser Seite als PDFs zum Herunterladen bereit.

 

 

gute aussichten - mustererkennung

 

Die 12 "gute aussichten" Fotografen, jeder ein Fährtensucher auf seine Art, haben sich aufgemacht, unsere Gegenwart zu durchleuchten, die so flüchtig ist, dass sie uns keine Zukunft gewährt - wie der Autor und Erfinder des "Cyberspace" William Gibson es so treffend formulierte.

Auf der Suche nach dem Wesen der Dinge, dem Wesentlichen in unserer Welt, sind die Fotografen auf Strukturen und Texturen, auf Flüchtigkeiten und Gefüge gestoßen, die unser Dasein - auch in der permanenten Digitalität - prägen: Mustererkennung.

Diese Fragmente, nun neu zusammengesetzt und befreit vom äußeren Ballast, eröffnen uns einen Blick auf die Welt und ihre inneren Zusammenhänge, der überraschend, einzigartig und berührend ist, der den Kern eines Wesens offenbart.

Georg Brückmann betreibt in seiner Arbeit in situ eine Archäologie an Ort und Stelle, die die gebauten, gemalten und fotografierten Dinge in ihren Ursprungskontexten offenlegen. Perspektive und Kontext werden als konstituierende Elemente sinnstiftender Wahrnehmung an Ikonen des Designs und der Malerei durchdekliniert und werden einzig durch das fotografische Abbild sichtbar.

Claudia Christoffel vermittelt in ihrer Arbeit Rolling Black Out das Gefühl des vollkommenen ausgeliefert Seins in einer Welt, die so bar jeder Struktur ist, dass der "Stromausfall nach Rollsystem" zur einzig verlässlichen Komponente wird - Kirgisien im Jahr 2008.

Kreidetafeln vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre in Universitäten und Instituten in Deutschland hat Philipp Goldbach in seiner Serie Tafelbilder dokumentiert. Neben den sichtbaren äußeren Spuren, die sich in die Orte und Tafeln eingeschrieben haben, wird der Raum spürbar, in dem Lehrende und Lernende oft über Jahre hinweg miteinander lebten.

Margret Hoppe fotografierte in Observer l'espace ein kaum noch benutztes Observatorium in Südfrankreich. Trotzdem wirken die Bauten futuristisch, beinahe modellhaft, wie aus einer noch vor uns liegenden Zeit. Die Bilder, die das Observatorium jahrzehntelang vom Weltraum lieferte, gehören allerdings schon längst der Vergangenheit an, bestimmten aber bis heute unsere visuelle
Wahrnehmung des Alls.

Sonja Kälberer verwandet in ihrer Arbeit bel composto ein bewohntes Zimmer in eine magisch-dunkle Kammer. Sind Aufbau, Arrangement, Lichtgebung und -setzung perfekt, verwandelt die Kamera den dreidimensionalen Raum in ein zweidimensionales Bild. Ein malerisch konstruiertes, einmaliges Gegenbild zu dem, was täglich an Leben in dem Raum stattfindet. Anschliessend wird das Arragement vernichtet und der Raum wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben.

Was ist, wenn es ist, wie es ist? Dieser Frage geht Tamara Lorenz in ihrer Serie Axiome auf den Grund, in der einfache Materialen, wie Holzlatten oder Pappen arrangiert und vor weissen Hintergrund fotografiert werden. Was bleibt, ist das Gebilde im Bild, das sich der Ordnung der dreidimensionalen Realität verweigert und ganz für sich selbst steht.

Um nicht Geringeres als die Wahrnehmung der Realität in einer Fotografie geht es auch Reza Nadji in seinem Zyklus Innenstadt. Er belichtet ein Negativ mehrmals aus, wobei die Ausschnitte immer leicht variieren. Das finale Motiv entsteht durch die Summe der übereinander gelegten Ausbelichtungen. So überlagern sich in einem einizigen Foto eine Vielzahl unterschiedlicher Ebenen oder Realitäten. Die bekannte Wirklichkeit wird auf diese Art in verschiedene Richtungen "verrückt", trennt sich voneinander und wird mehrschichtig, ohne dabei seinen Ursprung gänzlich zu verleugnen.

Thomas Neumann greift in Unbuilt City auf s/w Negative und Abzüge der historischen Modelle zur Planung der Dresdner Innenstadt in den 1950iger Jahren zurück. Er digitalisiert das Material, druckt es aus und fotografiert es, statt senkrecht von oben, möglichst flach, als wolle er mit der Kamera in das Straßengewirr eintauchen. Das Ergebnis sind großformatige s/w Prints, die an Entwürfe für futuristischen Filmsets erinnern. Analog fotografiert werden die Motive, die offenkundig um eine Perspektive und in sich selbst um einen Standpunkt ringen, auf Metallplatten präsentiert. Nur, wie beiläufig, mit kleinen Magneten fixiert.

In Opposite lotet Sarah Strassmann nicht nur den schmalen Grad zwischen An- und Abwesenheit, zwischen Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit aus, sondern spürt Begriffen wie "Globalisierung", "Heimat" und "Entgrenzung" nach. Sarah Strassmanns Motive eröffnen Räume, gleichzeitig scheinen diese jedoch im Augenblick des Sichtbarwerdens wieder im Schwinden begriffen zu sein. Fragwürdigkeit wird zur Konstanten, Unschärfe zur Verbindlichkeit. Je nachdem, wo der Betrachter selbst steht, kann er sich verorten oder in der Unbestimmtheitzone des geschaffenen Raums gänzlich verlieren.

Shigeru Takato besucht seit dem Jahr 2004 jene Brennpunkte, die unsere Wahrnehmung der Welt entscheidend prägen. Orte, an denen aus Ereignissen "Nachrichten" entstehen, die medialen Werkbänke der Fernsehredaktionen. Television Studios hat Shigeru Takato seine weltweit fotografierte Serie genannt, die durch menschliche Abwesenheit glänzt und die üblicherweise nicht sichtbare Architektur der Studios mit ins Bild rückt. Offenbar wird: Die Fragwürdigkeit von "Informationen", die medial umgesetzt als "Nachrichten" zu uns transportiert werden.

Nicolas Wollnik untersucht in Constructures die Beziehung der Architektur zu dem sie umgebenden Raum. Der gestaltete, gebaute oder geplante Eingriff bzw. Aufbau eines Raumes wird im Kontext eines Ortes und dessen Umwelt betrachtet. Als Archetyp von Landschaft wird ein Bergpanorama benutzt. Protagonisten der Bilder sind immer die Konstruktionen, die jedoch durch die Umgebung hindurch scheinen oder mit ihr verschmelzen können. Vorder- und Hintergrund, Innen und Aussen werden nicht scharf voneinander abgrenzt und werfen die Frage nach der Strategie der Verknüpfung von Form und Grund im Bild auf.

Ganz auf einer eigenen Bildwirklichkeit basiert le noir familier (Das vertraute Schwarz) von Franziska Zacharias. Mit Hilfe eines selbst gebauten Modells und der Fotografie erschafft Franziska Zacharias großformatige Bildräume, die als Räume wie auch als abstrakte Bilder gelesen werden können. Innerhalb des Modellraumes wurden keine realen, definierbaren Orte nachgebildet. Vielmehr spielt die Arbeit mit dem Bildgedächtnis der Betrachter, die sich dazu aufgefordert sehen, entsprechend ihrer Erfahrungswelt auf Raumbilder aus ihrem visuellen Gedächtnis zurückzugreifen, um das Motiv für sich zu fassen: Der Vorhang zu und alle Fragen offen.

gute aussichten - mustererkennung demonstriert die große Bandbreite von Themen, mit denen sich junge Fotografen - oft über Jahre hinweg - intensiv auseinander setzen. Ob es dabei um reine Bildstrategien, um aktuelle politische Fragen, um historische Kontexte, mediale Übersetzungen oder die Vielschichtigkeit des Mediums geht, keine der Arbeiten begnügt sich mit der reinen Abbildung einer vermeintlichen Wirklichkeit.

 

Mit dem Bewusstsein, in einer Gegenwart zu leben, die in ihrer Komplexität für den Einzelnen kaum mehr zu erfassen ist und in ihrer Flüchtigkeit das Beziehen fester Positionen fast ausschließt, wirft die junge Generation in ihren künstlerischen Arbeiten mehr Fragen auf, als sie Antworten parat haben könnte. Nichtsdestotrotz offenbaren ihre Werke einige der wesentlichen Muster, die unsere Welt bewegen und zusammenhalten.

 

Informationen zur Ausstellung auf der Website des MAKKs.



Übersicht gute aussichten - mustererkennung

Georg Brückmann, Preisträger 2009/2012, in situ, seit 2009, 4 Werke
Claudia Christoffel, Preisträgerin 2005/2006, Rolling Black Out, 2008, 2 Werke
Philipp Goldbach, Preisträger 2005/2006, Tafelbilder, seit 2009, 6 Werke
Margret Hoppe, Preisträgerin 2007/2008, Observer l'espace, 2011, 4 Werke
Sonja Kälberer, Preisträgerin 2009/2010, bel composto, seit 2006, 4 Werke
Tamara Lorenz, Preisträgerin 2004/2005, Axiome, 2009, 8 Werke
Reza Nadji, Preisträger 2008/2009, Innenstadt, seit 2006, 4 Werke
Thomas Neumann, Preisträger 2004/2005, Unbuilt City, 2007 / 2008, 2 Werke
Sarah Strassmann, Preisträgerin 2008/2009, Opposite, seit 2009, 4 Werke
Shigeru Takato, Preisträger 2009/2010, Television Studios, seit 2004, 20 Werke
Nicolas Wollnik, Preisträger 2006/2007, Constructures, seit 2011, 5 Werke
Franziska Zacharias, Preisträgerin 2011/2012, le noir familier, seit 2011, 3 Werke

 

Die Kuratorin

Dr. Wibke von Bonin hat als Redakteurin im WDR - Fernsehen das internationale Kunstgeschehen mit Dokumentationen begleitet sowie kunstgeschichtliche Themen aller Zeiten und Kulturen vermittelt. Besonders populär wurde ihre Sendereihe "100o Meisterwerke aus den großen Museen der Welt", zu der sie auch die Buchausgabe herausgegeben hat. Sie veröffentlichte zahlreiche Texte zur Kunst in Büchern, Zeitschriften sowie Kunstkatalogen und kuratierte diverse Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst. Seit 2009 gehört sie der Jury des Nachwuchsförderungs-Projektes "gute aussichten" an.

 

Das Museum

MAKK - Museum für Angewandte Kunst Köln

Samstag 18. August 2012 bis Sonntag 14. Oktober 2012

Saturday 18. August 2012 to Sunday 14 October 2012

 Adress/e: An der Rechtschule, D-50667 Köln, Telefon +49 (0)221-221 23 860, www.makk.de. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11-17 Uhr, jeden ersten Donnerstag im Monat von 11-22 Uhr. Opening Hours: Tuesday to Sunday 11-5, every Month first Thursday 11-10. Öffentliche Verkehrsmittel: Alle U-Bahnen & Busse mit der Haltestelle Dom/HBF Köln. Local Traffic: All Metrolines and Busses Stop Dom/HBF Cologne.

 

Ausgewählte druckfähige Abbildungen stehen Ihnen im PRESSEKIT unter BILDER zur Verfügung.

 

Weitere Informationen zu "gute aussichten" finden Sie hier und hier sowie am Ende dieser Seite als PDF.

 

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